Atem ist Leben und darum sehr vielseitig und spannend. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, welche drei Arten zu atmen, man unterscheiden kann, auf was die Atmung reagiert und wie Sie den Atem beobachten können. Auch erkläre ich, was die drei Phasen der Atmung bedeuten.
Wie atmen Sie jetzt gerade? Atmen Sie eigentlich immer gleich? Haben Sie eine Atempause? Wenn Sie etwas Mühe haben diese beiden Fragen zu beantworten, sollten Sie unbedingt weiterlesen. Und natürlich auch dann, wenn Sie mehr über unsere Atmung erfahren möchten.
Es gibt drei Arten zu atmen:
Unbewusst: Das vegetative Nervensystem steuert unsere Atmung ganz von allein, ohne dass wir etwas machen müssen. Wir nehmen dabei die Atmung überhaupt nicht wahr, weil unsere Achtsamkeit und Aufmerksamkeit irgendwo anders sind.
Willentlich: Das heisst, wir steuern den Atem. Das kann zum Beispiel passieren, indem man Atemtechniken anwendet, bei denen man zählt. So atmet man beispielsweise kontrolliert für vier Sekunden ein und für acht Sekunden wieder aus. Manche Methoden bauen eine Pause ein. Man kann auch willentlich den Bauch rauspressen und wieder einziehen, um die Atembewegung zu steuern.
Erfahrbarer Atem: Das bedeutet, dass wir den Atem lediglich, wie ein stiller Beobachter, aufmerksam beobachten, ohne ihn zu verändern. Der Atem soll jedoch weder vom Kopf gesteuert, noch in irgendwelche Weise bewertet werden. Er darf natürlich fliessen. Man nimmt ihn quasi so, wie er ist und bietet ihm allenfalls über Körperübungen und mentale Übungen Optionen an, auf die er sich anpassen darf. Oft ist es so, dass sich die Atmung durch die blosse Beobachtung gleich ein wenig verändert.
In der Atemtherapie bewegen wir uns sehr oft im «erfahrbaren Atem». Die Klienten lernen sich zu sammeln und schulen ihr Körperbewusstsein. Sie lernen dadurch zuzulassen und loszulassen.
Der willentliche Atem wird meist dann eingesetzt, wenn es um Themen wie Panikattacken und Angst geht. Dort kann man über die Steuerung des Atems wieder Kontrolle über den Körper erlangen. Auch kann der willentliche Atem helfen, den Körper zu mobilisieren, wenn man z.B. willentlich in eine Körperregion atmet, um Raum zu schaffen.
Wie verändert man den Atem nachhaltig?
Möchte man eine Veränderung des unbewussten Atems erreichen, ist es wichtig, dass man vor allem im «erfahrbaren Atem» Übungen ausprobiert. Wenn wir nämlich bewusst eine Atemtechnik anwenden, atmen wir nur so lange so, wie wir uns darauf konzentrieren. Wenn wir hingegen den Atem sich ungesteuert anpassen lassen, passiert dies auch eher, wenn wir ihn nicht bewusst wahrnehmen.
Der Atem reagiert normalerweise, sofern er nicht blockiert ist, sofort auf Veränderungen. So ist er sensibel auf verschiedene Faktoren wie:
Die Temperatur
Gerüche
Bewegung
Haltung
Gedanken
Gefühle
Enge der Kleidung
Alter
Gesundheit
Die Kursteilnehmer meiner Atemkurse sowie Klienten in der Atemtherapie finden es immer sehr spannend, zu spüren, wie die Atmung auf verschiedene Faktoren reagiert. Gerade in der Gruppe merkt man, wie individuell die Atmung eigentlich ist. Jeder atmet anders und nimmt andere Dinge wahr.
Wie beobachtet man den Atem?
Den Atem kann man in jeder Alltagssituation beobachten. Denn er ist praktischerweise überall immer mit dabei und man kann das Beobachten im Stillen für sich probieren, ohne dass es jemand bemerkt. So kann man für einen kurzen Moment seine Sensoren nach innen richten und folgende Fragen für sich beantworten:
Wo ist der Atemansatzpunkt? Wo fühlt es sich an, als ob von dort die Atmung startet?
Wie ist das Ausbreitungsgebiet?
Wo im Körper spüre ich Atembewegung?
Wie gross ist diese Atmung?
Wie ist die Frequenz oder der Rhythmus?
Wie ist der Atemfluss?
Ziel ist es diese Fragen so zu beantworten, ohne den Atem zu bewerten, also ohne zu sagen, ob das nun gut oder schlecht, richtig oder falsch ist und ohne ihn in diesem Augenblick verändern zu wollen.
Die drei Phasen der Atmung
Die Atmung spielt sich im Normalfall - ausser wir sind sehr gestresst oder in anstrengender Bewegung - in drei Phasen ab: Einatmen – Ausatmen – Pause. Wenn unser Körper physisch oder psychisch gestresst ist, fällt die Pause meist weg.
Einatmen heisst empfangen und noch mehr
Der Einatmung wird die Qualität des Empfangens und Aufnehmens zugeschrieben. Beim Einatmen nehmen wir etwas von aussen in uns auf. Es ist ein aktiver Vorgang, beim dem wir verschiedene Atemmuskeln benötigen. So arbeiten bei einer guten Bauchatmung vor allem das Zwerchfell und die Zwischenrippenmuskulatur und bei einer Brustatmung arbeiten vor allem auch Muskeln im Bereich Brust, Schultern und Nacken mit. Der Einatmung lässt unseren Körper weiter werden. Wir bauen Spannung im Körper auf. Dehnen fördert das Einatmen und umgekehrt.
Ausatmen heisst loslassen und noch mehr
Der Ausatmung wird die Qualität des Loslassens und des Lösens zugeschrieben. Wir geben etwas von uns weg. Es ist ein passiver Vorgang, der keine Muskulatur nötig hat, ausser man lacht, hustet oder macht eine Pressatmung. Die Ausatmung lässt den Körper schmal werden und lässt Spannung nach. Im Krafttraining atmet man in der Regel dann aus, wenn man die Kraft benötigt, das heisst also z.B. bei einem Liegestütz beim Hochpressen.
Atempause heisst das Nichts
Der Atempause wird die Qualität der Ruhe, Geborgenheit und Verbundenheit zugeschrieben. In der Pause passiert weder Einatmung noch Ausatmung. Es ist eine neutrale Phase des Wartens und des Gleichgewichts. Im Normalfall passiert die Atempause nach dem Ausatmen, wenn wir leer sind. Der Körper sollte in einer Wohlspannung verweilen, sofern man die Pause und das Nichts gelassen aushalten kann.
In der Atemtherapie zeige ich Ihnen gerne, wie sie den Atem auf unterschiedliche Art und Weise beobachten können und wie Sie damit zu mehr Körperbewusstsein kommen. Über die Beobachtung machen wir eine Bestandesaufnahme und können danach Veränderungen besser wahrnehmen. Denn erst wenn uns etwas bewusst ist, können wir es auch verändern.
In dem wir uns über unsere Gefühle, Gedanken und Körper mehr Bewusstsein verschaffen, können wir schrittweise an Ihren Problemen und Beschwerden arbeiten. Gerne begleite ich Sie dabei.
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