Ich werde immer wieder gefragt, ob Atemtherapie mit Yoga vergleichbar ist oder was der Unterschied ist. Ich versuche den Ansatz der Atemtherapie zu erklären.
Die Atemtherapie hat ihre Wurzeln in alten fernöstlichen Kulturen und wurde im Westen weiterentwickelt. Was Yoga und alle Meditationsarten und eben auch die Atemtherapie gemein haben: Die Basis ist die Atmung.
Wie auch im Yoga bieten wir in der Atemtherapie Bewegungen, Dehnungen und Mobilisation an. Jedoch führen wir dies mit dem Hintergrund aus, dass sich der Atem anpassen darf. Im Yoga wird der Atem meist willentlich kontrolliert. Es wird ihm ein bestimmter Rhythmus - meist sogar der, der/s Yogalehrer/in - aufgezwungen.
Dem Atem freien Lauf lassen
In der Atemtherapie hingegen darf der Einatem von alleine kommen und der Ausatem von alleine wieder gehen. Es darf sich eine Pause einstellen, in der keine Atembewegung passiert. Die Übungen sollen also den Atem beeinflussen und nicht umgekehrt. Wir versuchen in der Atemtherapie den Atem nicht zu lenken oder zu forcieren. Das Ziel ist es, den eigenen Körper zu spüren, um so schlussendlich sein Selbstbewusstsein zu stärken und besser wahrzunehmen zunehmen, was der Körper und schlussendlich man selbst im Moment gerade braucht. So passt sich mit der Zeit oft auch die Bewegung dem Atem an und die Atmung geht dahin, wo es der Körper und wir ihn brauchen.
Die Übung muss nicht zwingend eine Bewegung sein, es kann auch ein Bild, eine Vorstellung oder ein Gedanke sein. Wenn wir den Atem einfach zulassen, zeigt er uns auch, was uns psychisch und mental bewegt oder blockiert. Über verschiedene Methoden der Atemtherapie kann man dann an verschiedensten Themen arbeiten.
Das Zulassen des Atems führt zu tiefer Entspannung und wir lernen uns anzunehmen. Wir atmen nicht nach einem Konzept oder Vorbild, sondern nach unserem Bedürfnis. Das lässt sich mit etwas Übung auch aufs Leben übertragen. Wir finden zu uns selber.
Zurück zu seinem Atem und zu sich finden
Oft kommen Leute in die Atemtherapie, weil sie merken, dass etwas mit der Atmung nicht stimmt. "Ich atme, glaub ich, falsch," höre ich dann meist. Oft ist es gekoppelt mit einem Engegefühl, Druck, Atemnot, Angst, Übelkeit oder Schwindel, Verspannungen und Schmerzen, Schlafstörungen, Stress oder mit dem Gefühl den Boden unter den Füssen zu verlieren oder dass ganzheitlich etwas nicht mehr stimmt.
Gerade wenn ich mit Klienten auf der Massageliege arbeite, spüren sie den Atem über den Kontakt mit den Händen anders. Über bestimmte Griffe kann so ein Engegefühl, Druck oder auch Schmerz langsam verschwinden und es entsteht mehr Platz, indem der Atem sich dort Raum schafft. So kann die Atemtherapie den Kontakt zur Atmung wieder herstellen. Mit weiterführenden Übungen, welche ich zeige, haben die Klienten so ein Werkzeug, dass sie die überall und immer anwenden können.
Meist brauchen Menschen heutzutage Übungen, mit welchen sie sich entspannen und runterfahren können. Es gibt aber auch welche, bei denen aktivierende Atem- und Körperübungen angezeigt sind. Es geht in beiden Fällen darum zu schauen, was man gerade braucht und darauf zu reagieren.
Keine Regel ohne Ausnahme
Eine kleine Ausnahme bezüglich der Kontrolle des Atems gibt’s es. Wenn jemand mit Angst und Panikattacken in die Therapie kommt, ist das Kontrollieren des Atems, neben anderen Übungen die Gedanken umzupolen, ein gutes Werkzeug, um wieder aus einer solchen Situation herauszukommen.
Ich muss gerade in Bezug auf Letzteres aber auch an dieser Stelle anmerken, dass die Atemtherapie nicht wie ein Wundermittel oder auf Knopfdruck wirkt. Es braucht oft etwas Zeit und Geduld sowie das Üben, damit sie wirkt. Meist ist es so, dass je länger jemand mit einer Beschwerde lebt, desto mehr braucht es, um Gegensteuer zu geben.
Ich denke, dass es sich lohnt, wenn man sich danach wieder frei und unbeschwerter fühlen darf.
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